SONDERTHEMEN Raus aus dem Hamsterrad Neue Wege – vom Problemkreislauf zum Lösungskreislauf Die Situation, im Alltag schier gefan- gen zu sein, kennen wohl die meisten Eltern von behinderten und förderbe- dürftigen Kindern. Egal, ob es der Beruf ist, die Kinder, gesundheitliche Probleme, die Pflege, Ärger mit den Behörden oder Beziehungsstreit, der aufgrund von hohem Stressaufkommen entsteht: Die Liste der kleinen und großen, aber alltäglichen Herausforderungen kann län- ger sein, als man manchmal denkt. Um ihnen entspannt entgegenzuwirken, wäre es wichtig, sich regelmäßig von all diesen Gedanken, Sor- gen und Problemen abzuwenden und sich eine Auszeit zu nehmen und dem eigenen Leben wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist jedoch manchmal leichter gesagt als getan, denn wir stecken oftmals fest im Hamsterrad. Wir alle kennen diese Situationen. Wir wün- schen eine Veränderung, ersehnen uns etwas, aber ein unbekannter SOG hält uns fest und hindert uns daran kurzfristig, Veränderungen herbeizuführen. Wir kennen den Weg in die Veränderung (noch) nicht, aber wissen genau: So kann es nicht weitergehen! Oftmals wissen wir schon genau, welche Veränderungen wir möchten, wenn wir unser Herz befragen und auf unsere Intuition hören, jedoch der Weg aus dem Hamsterrad scheint blockiert. Der Ausweg scheint verschleiert, wir haben das Gefühl, im Nebel zu stehen und sind zeit- weise auch etwas orientierungslos. Man hat sich etwas vorgenommen und möchte dieses oder jenes umsetzen – für unsere innere Stimme und unser Herz ist es längst beschlos- sene Sache! Unser Herz kennt nur noch einen Wunsch und genau diesen wollen wir für uns erfüllen. Dieser Wunsch beflügelt uns, schenkt uns neuen Lebenswillen und neue lebendige Kraft. Und trotzdem hält uns etwas davon ab! – Wa- rum? Meist sind es unsere eigenen Gedanken, un- ser Kopfkino, das was wir uns selbst erzäh- len UND die Erwartungshaltung von außen! Das Hamsterrad dreht sich weiter, wir finden Gründe, warum wir es nicht verlassen können. Jetzt noch nicht! Eigene Stimmen klingen häu- fig so: »Ich würde ja gern, ABER ich kann die Familien nicht allein lassen« Externe Stimmen 22 in etwa so: »Das ist dein 2. Baby, du darfst nicht aufhören und musst weiter helfen« – wieder an- dere, »hör endlich auf damit und denk an dich« Das Gedankenkarussell dreht sich, während diejenigen, welche von diesem Hamsterradlauf profitieren, sich ins Fäustchen lachen, wie viele dumme Ehrenamtliche es gibt, welche ihnen – den Nutznießern dieses Hamsterradlaufes – die Arbeiten abnehmen, während sie nicht nur viel Geld sparen, sondern nebenbei auch noch gute Geschäfte machen! Ein schönes und erhabenes Gefühl, die Macht über derartige Hamsterrad- läufe zu haben und sich dahingehend frönen, Nutznießer über derartige Hamsterradläufe zu sein. Sie halten sich für etwas Besseres, uner- setzlich, beinahe schon göttlich. Wir ärgern uns, während sich das Hamsterrad weiterdreht. Höchste Zeit auszusteigen aus die- sem Teufelskreislauf! … und das Hamsterrad dreht sich weiter … Diese Situationen werfen weitere Fragen auf! Warum verlassen wir das Hamsterrad nicht, denn eigentlich will man ja genau das?! Wir merken schon, dass dieses ein großes Paradox ist! Wir wollen eigentlich etwas verän- dern und das Leben klopft auch immer deut- licher an und zeigt uns, dass die Zeit reif für Veränderungen ist, mit äußeren Situationen wie Krankheiten, Unfällen, Pech am laufen- den Band, und doch ignoriert man dieses alles und bleibt weiter im Hamsterrad! Unser Um- feld (Kollegen, Partner, Freunde, Bekannte) spiegeln uns immer deutlicher, dass etwas im Unreinen ist, ABER wir lassen nicht eher lo- cker, bis das es richtig kracht und schon fast zu spät ist. Wem ist damit geholfen? – Niemandem! … und die Verantwortlichen sind es nicht wert! Zeit für Veränderungen! Die meisten von Ihnen wissen natürlich längst, was mit dem Hamsterrad gemeint ist. So hat es sich bis zum Sommer2018 auch bei uns im De- lphin-Netzwerk-Förderverein zugetragen. Hetzen von Terminen zu Terminen, Fuß- abtreter und Blitzableiter für die Vergehen an- derer, in leider oftmals zunächst aussichtlosen Situationen. Ständig unter Strom, keine Zeit zum Ent- spannen. Urlaub und Freizeit sind zu Fremd- wörtern geworden! Unsere Kinder mussten oftmals zurückstecken! Einfach nur noch funk- tionieren, damit der Ablauf nicht gefährdet wird! … und das alles für einige Trittbrettfah- rer, welche es nicht wert sind, dass man auch nur einen Finger für sie bewegt! Schon seit Jahren erinnerte uns unsere Arbeit an die Metapher eines Indianers: Die Geschichte von den zwei Wölfen Ein alter Indianer sitzt mit seiner Enkelin am Lagerfeuer und erzählt ihr folgende Geschichte: »In jedem von uns tobt ein Kampf zwischen zwei Wölfen. Der eine Wolf ist böse. Er kämpft mit Neid, Eifersucht, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Lügen, Überheblichkeit, Egoismus und Missgunst. Der andere Wolf ist gut. Er kämpft mit Liebe, Freude, Frieden, Hoffnung, Gelassenheit, Güte, Mitgefühl, Großzügigkeit, Dankbarkeit, Vertrauen und Wahrheit.« Das kleine Mädchen schaut eine Zeitlang ins Feuer, dann fragt es: »Und welcher der beiden Wölfe gewinnt?« Der alte Indianer schweigt. Nach einer ganzen Weile antwortet er: »Der, den du fütterst.« Quelle unbekannt Das Delphin-Netzwerk und der Delphin-Netz- werk-Förderverein wurden mit viel Arbeit, Kampf, positiver Energie, vor allem jedoch mit ganz viel Herzblut aufgebaut. In den letz- ten Jahren entwickelte sich der Verein durch die besonderen Vorkommnisse jedoch zu einer Negativspirale, welche wir so nicht weiter ak- zeptieren konnten. In uns tobte – um bei der Geschichte zu bleiben – schon sehr lange der Kampf zwischen den 2 Wölfen. Ein schwerer Autounfall besiegelte das AUS! Raus aus dem Hamsterrad – Raus aus der Ne- gativ-Spirale! Bei diesem Hamsterrad spreche ich aus eige- ner Erfahrung. Das Hamsterrad, in welchem ich mich von 2001 bis zum Jahr 2018 gedreht habe, zunächst recht langsam, dann jedoch im- mer schneller, damit all die dazugekommenen Themen noch umgesetzt werden konnten, aber immer voller Begeisterung zu helfen. Delphin-Netzwerk – Ausgabe 01 | 2019