KK uu LL TT uu rr && mm ee hh rr >> Handwerkern, größere Teile zu blasen. Der Legende nach war es einige Zeit später ein armer Glasbläser, der die Christ- baumkugel erfand. Weil er kein Geld für teure Nüsse und Äpfel hatte, dekorierte er seinen Weihnachtsbaum mit selbstgebla- senen Glaskugeln. Schon im darauffolgen- den Jahr wurden die ersten Weihnachts- kugeln, das waren zunächst große bemal- te Glasperlen, in verschiedenen Größen über den Eigenbedarf hinaus angefertigt, wie ein erhaltenes Auftragsbuch beweist. Anderer Christbaumschmuck wie Vögel, Baumspitzen, Glocken, gläsernes Obst und Tropfen kamen dazu. Der handgefertigte, vor der Lampe mund- geblasene, gläserne Christbaumschmuck hat sich im 19. Jahrhundert zu einem Exportschlager entwickelt. Nach 1939 wurde kein Christbaumschmuck mehr hergestellt. Erst nach dem Krieg nahmen die ersten Familienbetriebe die Fertigung wieder auf. Später, zu DDR-Zeiten, produ- zierten 1300 Mitarbeiter für den VEB Thüringer Glasschmuck, Baumschmuck fürs In- und Ausland. Vitrine im Museum für Glaskunst Lauscha Bildquelle: © RESONANZ Heute wird der gläserne Christbaum- schmuck in originaler Handwerkskunst wieder angewandt, sogar alte Werkzeuge und Formen, die zu DDR-Zeiten auf staubigen Dachböden überdauert hatten, werden wieder genutzt. gLasaugE aus Lauscha Auch das künstliche Menschenauge aus Glas, das noch heute Grundlage der modernen Augenprothetik ist und welt- weit eingesetzt wird, ist in Lauscha ent- standen. 1835 fertigte der Lauschaer Ludwig Müller-Uri (1811-1888) erstmals ein künstliches Ersatzauge aus Glas in bis dahin ungekannter Qualität an. Die Lauschaer Kunstaugen revolutionierten die Versorgung von Patienten, die durch Unfall, Krankheit oder Krieg ein Auge verloren hatten. Gefertigt wurden künstliche Ersatzaugen zu medizinischen Zwecken wohl schon im 16./17. Jahrhundert, etwa in Venedig, Amsterdam und Paris. Mitte des 17. Jahr- hunderts war Paris ein Zentrum für künstliche Menschenaugen aus Glas. Angeregt durch perfekte Puppenaugen, die in Lauscha hergestellt worden waren, kontaktierteder Würzburger Arzt Hein- rich Adelmann den den dort ansässigen Ludwig Müller-Uri (1811- 1888) und sein Werk | Bildquelle: wikimedia Müller-Uri und inspirierte ihn zur Entwick- lung eigener Glasaugen. Durch Experimentieren mit Materialien und verschiedenen handwerklichen Methoden entwickelte Müller-Uri, der in der väterli- chen Werkstatt eigentlich gläserne Tier- und Puppenaugen herstellte, eine ganz neue Art von künstlichen Menschenaugen. Sie konnten der Muskulatur des Augapfels angepasst werden, waren gut verträglich und optisch kaum von gesunden Augen zu unterscheiden. Im Museum für Glaskunst Lauscha ist Müller-Uri und seinem Werk eine Vitrine gewidmet | Bildquelle: © RESONANZ In Zusammenarbeit mit anderen Glasmei- stern kam es 1868 mit der Erfindung des Kryolithglases zu einem Meilenstein in der Geschichte der Augenprothetik. Die Metho- de der Herstellung wurde im Laufe der Jahre von Müller-Uris Nachfahren ebenso wie von ihm selbst wiederholt verbessert und vervollkommnet. Das Grundprinzip der Prothesenherstellung ist aber auch nach fast 200 Jahren noch dasselbe. Neben der Herstellung Lauschaer Glasau- gen werden in Lauscha auch heute Puppen und Figurenaugen hergestellt, auch speziell für Babypuppen. Murmelbahn aus Mohenjo- Daro, Harappa- Kultur Glasmurmeln sIE roLLT und roLLT und roLLT: KLEInE KugEL Fürs murmELspIEL Spiele mit kugelrunden Gegenständen (Murmeln) sind vielseitig und machen überall Spaß. Und wenn es um Murmeln aus Glas geht, kommt einem Glasbläser aus Lauscha eine große Bedeutung zu. Bei der Fabrikation massiver Tieraugen aus Glas für die sonneberger Puppenfabriken erfand 1848 Johann Christian Simon Carl Greiner (1783-1851), der Schwiegersohn des Ludwig Müller-Uris, ein Werkzeug, das die Herstellung von Glasmurmeln entschei- dend erleichterte: die Märbelschere. Sein Familienbetrieb besaß bis zum Ersten Welt- krieg das weltweite Monopol der Fertigung von Glasmurmeln. Mit dem Kapital seiner Firma Elias Greiner-Vetter-Sohn, die Farben für die Glas- und die Porzellanma- lerei hergestellt hatte, begründete Carl Greiner 1853 die heutige Farbglashütte. S C H O N G E W U S S T ? In Lauscha wird ein sehr eigener ost- fränkischer Ortsdialekt gesprochen. In seiner reinen Form ist der Lauschaer Dialekt u. a. durch das Werk des Mundartdichters "Blaachs Erwin" Erwin Müller-Blech überliefert, aber auch heute wird noch gerne in Mundart gesprochen, gedichtet und gesungen. Übrigens: Die beiden ersten Glasma- cher, die aus Schwaben und Böhmen stammen und sich im Lauschatal nieder- gelassen haben, hießen Müller und Greiner. Viele Familien in Lauscha führen heute noch diese beiden Namen. Um sie voneinander zu unterscheiden, wurden sie oft mit recht lustigen Spitznamen versehen. Dazu gibt es folgenden Vers: Greiner Vetter, Greiner Schwager, Greiner Mauschel, Greiner Bär, Greiner Adam, Greiner Bastel, Sixer und dergleichen mehr. - Doch nicht nur für Greinersleute ward ein Lauscha aufgebaut: Müller Pathle, Müller Kleiner, Müller Zieg und Müller Schmied, Müller Schulz und Müller Kuller und noch weiter geht das Lied. 13