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kontinenz-aktuell - Ausgabe 01-2015

kontinenz aktuell März/2015 13 fundlage ist allerdings sehr hetero- gen. Etwa ein Drittel der über 70-Jährigen praktiziert noch koi- tale Sexualität (Fooken 2006). Grundsätzlich nimmt die sexuelle Aktivität, insbesondere die koitale Aktivität, im Zug des Älterwerdens ab. Dabei scheinen Frauen stärker von der Abnahme betroffen zu sein als Männer. Diese deutliche Reduzierung koitaler Aktivität bei Frauen dürfte in Verbindung mit Partnerlosigkeit stehen und tritt zu- meist abrupter ein als bei Män- nern. Für beide Geschlechter gilt, dass Harninkontinenz einen nega- tiven Einfluss auf das Sexualverhal- ten und insbesondere auch auf ei- ne mögliche Partnersuche hat. Ansichten und Umgehen mit der Sexualität und Inkontinenz sind dabei einem Wandel unterworfen. Die Vorkriegs- und Nachkriegsge- neration tabuisiert nicht nur den Bereich der Inkontinenz, sondern auch die Sexualität in hohem Ma- ße. So wurde über Sexualität, aber auch Inkontinenz nicht ge- sprochen. Probleme in beiden Be- reichen wurden als altersbedingt hingenommen. Die heute älter Werdenden haben ein anderes Verständnis zu Sexualität, und auch die Inkontinenz wird zuneh- mend wahrgenommen. Die bis- lang starke Tabuisierung von Fra- gen der Sexualität im Alter wird geringer, und das Wissen über Einflussfaktoren und Therapieoptio- nen bei Harninkontinenz und Sexu- alstörungen nimmt zu. Dies ändert nichts daran, dass bis zum heuti- gen Tage Probleme sowohl im Be- reich der Sexualität als auch der Kontinenz beim älteren Menschen – trotz großer Aufklärungsarbeit in beiden Bereichen – bestehen. Al- ter, Sex und Harninkontinenz sind ohne Zweifel immer noch ein ge- wisses Tabuthema. Problem Sexualität und Harninkontinenz aufgreifen Ältere Menschen wissen oft er- staunlich wenig über alters- und krankheitsbedingte Veränderun- gen ihrer Sexualität und die Konti- nenz, genauso wenig wie über Möglichkeiten der Behandlung oder der Kompensation. Dazu kommt, dass die Mehrzahl der Äl- teren (insbesondere die älteren Frauen) nicht gelernt haben, offen über ihre Sexualität und bestehen- de Kontinenzstörungen zu spre- chen. So kommt den behandeln- den Ärzten in der Praxis eine wichtige Bedeutung zu, diese Pro- blemthemen anzusprechen, aufzu- greifen und bei Bedarf auch Bera- tung durchzuführen. Dabei sollte unbedingt ein offenes Gespräch mit dem Partner empfohlen wer- den. Ist dieser – zugegebenerma- ßen – schwierige Schritt erst ein- mal getan, wird vieles leichter. Vor allem, wenn die Beziehung auf einem stabilen Fundament steht, haben die Partner in der Regel Verständnis. In einer guten Partnerschaft spielt wahrscheinlich der Urinverlust gar nicht so eine besondere Rolle. Zwischen den Partnern empfiehlt es sich, Klartext zu reden, der Arzt kann dabei als Katalysator wirken. Im Idealfall kann ein solches Gespräch zwi- schen den Partnern sogar dazu führen, dass die Partnerschaft noch enger und das Vertrauensver- hältnis gestärkt wird – das macht wiederum den Sex noch schöner. Wer dann noch ein paar wenige Vorkehrungen trifft, kann – zumin- dest theoretisch – ganz entspannt gemeinsam den Sex genießen (Tab. 1). Da es sich beim Problem der Se- xualität und der Harninkontinenz um ein sehr komplexes Problem handelt, ist allein die Abklärung der Blasenfunktion (z. B. Urodyna- mik) sicherlich nicht ausreichend. Hier kommt psychosozialen Pro- blemen und einer möglichen Multi- morbidität zusätzlich noch eine große Bedeutung zu. Einflussfaktoren auf Harn- kontinenz und Sexualität Sowohl Inkontinenz als auch Sexu- alstörungen sind ein sehr komple- xes Thema und haben eine Reihe Tab. 1: Tipps und Vorkehrungen (nach kontinenz aktuell 2005) • Entleeren Sie vor dem Geschlechtsverkehr ihre Blase, das senkt die Gefahr, dass tatsächlich etwas passieren sollte. • Vielleicht gelingt es Ihnen, auf den Kaffee oder den Tee „daher“ zu verzichten. Je leerer die Blase ist, desto besser. • Beruhigend ist ein Handtuch oder eine Inkontinenz-Unterlage im Bett. • Versuchen Sie es mit Positionen, in denen der Druck auf die Blase gering ist. • Wenn es doch zum Abgang von Urin kommt, versuchen Sie es mit Humor zu nehmen. Schließlich ist Sex auch sonst keine trockene Angelegenheit. Sogar Frauen, die nicht an Blasenschwäche leiden, verlieren beim Sex manchmal ein paar Tropfen Urin. • Das Vertrauensverhältnis zwischen den Partnern und das Ausnützen möglicher Kompensationen ist die eine Seite, auf der anderen Seite sollte aber der Arzt unbedingt eine Abklärung der Sexual- bzw. Kontinenzstörung durchführen. Übersichtsarbeit Tab. 2: Einflussfaktoren auf die Konti- nenz und das Sexualverhalten • Partnerschaft • Physiologische Altersver- änderungen • Multimorbidität (intellektueller Abbau, Immobilität, Instabilität) • Polymedikation • Lebensstil, Umgebungsfaktoren kontinenz aktuell März/201513

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