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kontinenz-aktuell - Ausgabe 01-2015

kontinenz aktuell März/2015 9 Originalarbeit text des metabolischen Syndroms. ED-Patienten sind als kardiovasku- läre Risikopatienten zu verstehen und als solche einer spezialisierten Diagnostik zuzuführen. Ejaculatio präcox (EP) Nach der Definition der American Urologic Association ist eine EP ei- ne zu frühe Ejakulation, die entwe- der kurz nach oder vor der Pene- tration („ante portas“) stattfindet und zu einem Leidensdruck führt (39). Es handelt sich um eine Stö- rung des komplexen Geschehens der Auslösung einer Ejakulation, an deren Kontrolle alle Elemente des peripheren und zentralen Ner- vensystems beteiligt sind. Unter- schieden wird die angeborene von der erworbenen Form. Die Zusam- menhänge zwischen EP und dem metabolischen Syndrom bezie- hungsweise einem Diabetes melli- tus sind wenig untersucht. Es fin- den sich jedoch Hinweise auf einen solchen Zusammenhang in kleineren Beobachtungsstudien. So war eine erworbene EP mit einem höheren BMI und häufiger mit Ko- morbiditäten wie arterieller Hyper- tonie, Diabetes mellitus und ED as- soziert (40). Bei einem Vergleich zwischen 510 zufällig ausgewähl- ten Männern mit und ohne Diabe- tes aus englischen Hausarztpraxen fand sich mit 32,6 Prozent bezie- hungsweise 25,8 Prozent ein Trend im Unterschied bei der Prä- valenz einer EP. Dieser war jedoch statistisch nicht signifikant (41). Die Autoren wiesen auf eine Asso- ziation der EP mit höheren Schwe- regraden einer ED und Libidostö- rungen hin (41, 42) und folgerten, die von ED betroffenen Patienten auch nach anderen Sexualstörun- gen zu befragen. Ejaculatio tarda (ET) Unter ET oder „delayed ejacula- tion“ wird die Schwierigkeit oder Unfähigkeit des Mannes verstan- den, einen Orgasmus oder eine Ejakulation bei einem Geschlechts- verkehr zu erreichen. Ein Therapie- ansatz existiert nicht. Die Daten zur ET bei Diabetes sind spärlich. In einer Untersuchung an 499 Pa- tienten in 27 diabetologischen Pra- xen fand sich eine Prävalenz der ET mit 32,9 Prozent, die noch hö- her war als die der EP mit 28,3 Prozent. 58,4 Prozent der Befrag- ten berichteten in dieser Untersu- chung über Libidostörungen (43). Priapismus Keine der in der Literaturrecherche identifizierten Arbeiten beschäftigt sich mit einem Zusammenhang zwischen dem Priapismus und dem Diabetes mellitus oder dem meta- bolischen Syndrom. Libidostörungen Störungen der Libido (hypoactive sexual desire) sind beim Mann häufig mit einer ED assoziiert und werden als Ausdruck eines mögli- chen Testosteron-Mangels gese- hen. Sie werden im Kapitel ED be- sprochen. Female sexual dysfunction (FSD) Unter dem Begriff „female sexual dysfunction“ werden Störungen der weiblichen Sexualfunktion sub- sumiert. Hierunter fallen Verän- derungen der Libido, der Erre- gung, des Orgasmus und ein beim Geschlechtsverkehr auftretender Schmerz. Nach der Klassifikation der American Psychiatric Associa- tion werden diese als „Störungen des sexuellen Interesses/Erregbar- keit“ und „genitaler Schmerz/Pene- trationsstörungen“ bei einer Dauer von mehr als sechs Monaten defi- niert (44, 45). International wird die FSD mit dem „Female Sexual Function Index“ (FSFI), der in sechs Domänen wie Verlangen, Erre- gung, Lubrikation, Orgasmus, Zu- friedenheit und Schmerzen mit ho- hen Punkten eine bessere sexuelle Zufriedenheit und wenig Schmerz angibt (46), gemessen. Eine FSD liegt definitionsgemäß bei einem Punktwert von weniger als 26,5 vor. Die Häufigkeit einer FSD wird in der Literatur zwischen 40 und 60 Prozent angegeben – die höchste Prävalenz besteht bei post- menopausalen Frauen (47–49). In Analogie zur ED gelten Alter (49), Diabetes (50, 51), koronare Herz- krankheit (52), arterielle Hyperto- nie (53), eine Krebserkrankung (54), psychiatrische Erkrankungen (48) oder chronische Leiden (55) als gesicherte Risikofaktoren. Die Rate an Frauen mit FSD bei metabolischem Syndrom wird mit 29 Prozent bei 112 Frauen aus ei- nem ambulanten Adipositas-Pro- gramm in sechs US-amerikani- schen Praxen mit einem mittleren BMI von 38,5 (56) angegeben. Die Autoren diskutieren diese eher niedrige Zahl im Vergleich mit der Prävalenz der FSD bei einer unse- lektionierten Patientengruppe mit 43 Prozent (46) und 50 Prozent bei einer Gruppe von Frauen einer ambulanten Adipositas-Einrichtung (57) bis hin zu 59,8 Prozent bei Frauen vor bariatrischer Chirurgie (58) mit der Abhängigkeit der FSD vom Alter der Kohorte, dem BMI und dem sozialen Status. In einer vergleichenden Untersuchung an postmenopausalen Frauen mit und ohne metabolischem Syndrom wur- de die Häufigkeit der FSD gemes- sen mit dem FSFI mit 37,9 versus 19 Prozent (p = 0,003) angege- ben (59). Dieser Befund wurde in einer großen Metaanalyse mit über 3.000 diabetischen Frauen und 2.800 Kontrollen bestätigt (60). Hier wurde das relative Risi- ko einer FSD mit 2,27 für einen Typ-1-Diabetes und 2,49 für einen Typ-2-Diabetes angegeben. Wäh- rend das Risiko für prämenopausa- le Frauen für den Diabetes über- haupt mit 2,02 erhöht war, fand sich kein erhöhtes Risiko für post- menopausale Frauen mit Diabetes. Als bestimmender Risikofaktor ließ sich ein erhöhtes Körpergewicht sichern. Auch der weibliche sexuelle Erre- gungsablauf bedarf eines intakten sensorischen und autonomen Ner- vensystems, einer Relaxation erek- tiler Elemente des weiblichen Geni- tales und einer NO-getriggerten Zunahme des genitalen Blutflusses. kontinenz aktuell März/20159

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