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kontinenz-aktuell - Ausgabe 01-2015

kontinenz aktuell März/201520 auf diese neue Situation nach AUS-Implantation mit hohen intra- vesikalen Drücken reagieren. Zu- dem wurde beobachtet, dass eine de-novo DO auch erst nach AUS- Implantation apparent werden kann (14). Ob dies an der nicht durchgeführten präoperativen UD liegt und die lediglich verzögerte Diagnose einer bereits vorhande- nen Störung darstellt oder die DO reaktiv auf den ungewohnten Fül- lungszustand resultiert, ist schwer zu eruieren. Im Gegensatz dazu gibt es Berichte, die von einem spontanen „Verschwinden“ oder der Besserung einer Detrusor-Dys- funktion nach AUS-Implantation berichten, nachdem die Dysfunkti- on des externen Sphinkters beho- ben wurde (4, 8, 13). Eine anticholinerge Therapie gilt als medikamentöse Standardthera- pie bei Blasenüberaktivität. Beim urodynamischen Vorliegen einer DO beziehungsweise verminderter funktioneller Blasenkapazität vor AUS-Implantation wird diese initi- iert und die Operation vorerst auf- geschoben (9, 10). In unserer Stu- die zeigte sich bei 26,7 Prozent der Patienten unter anticholinerger Therapie eine deutliche Besserung der funktionellen Blasenkapazität. Patienten unter anticholinerger Be- handlung und gebesserter Blasen- funktionsstörung sollten jedoch vor der geplanten Operation darüber aufgeklärt werden, dass die anti- cholinerge Medikation eventuell postoperativ weiter eingenommen werden muss, da sich die Harnbla- se erst an die neuen ungewohnten Füllungszustände adaptieren muss, auch wenn bekannt ist, dass rund 70 Prozent der Patienten ihre anticholinerge Therapie innerhalb eines Jahres nach Beginn auf- grund der Wirkungslosigkeit oder Nebenwirkungen (zum Beispiel Mundtrockenheit, Obstipation) stoppen (15, 16). Bei zwei unse- rer Patienten zeigte die anticholi- nerge Behandlung trotz Dosisstei- gerung keine Besserung der DO und es wurden einmalig (erfolg- reich) intravesikal 200 IE Botox in- jiziert. Kürzlich wurde die Verab- reichung von 100 IE Botox als ausreichend für eine signifikante Verbesserung einer überaktiven Harnblase berichtet, noch dazu unabhängig von der Anzahl der anticholinergen Therapie davor (17). Die Botox-Therapie könnte hier eine potente Alternativthera- pie darstellen. Das Vorhandensein von Funktions- störungen der Harnblase im Sinne einer DO oder reduzierten funktio- nellen Blasenkapazität in der UD stellt per se keine Kontraindikation für die Implantation eines künstli- chen Schließmuskels dar. Mehrere Studien haben gezeigt, dass diese den Erfolg einer AUS-Implantation nicht negativ beeinflussen muss – wenn adäquat diagnostiziert und behandelt wird (8, 14, 18). Den- noch ist unserer Ansicht nach eine präoperative UD und Evaluierung möglicher Blasenfunktionsstörun- gen essentiell. Eine anhaltende (mehr als ein Jahr) starke Harnin- kontinenz nach zum Beispiel er- folgter RP, welche rund fünf bis acht Prozent der Patienten betrifft (18), ist für diese sehr belastend und mit einer deutlichen Einschrän- kung der Lebensqualität verbun- den. Zusätzlich zu der Krebsdiag- nose müssen diese Patienten postoperativ mit funktionellen Ein- schränkungen einschließlich des unwillkürlichen Urinverlustes fertig werden. Nach Versagen von kon- servativen (physiotherapeutischen und medikamentösen) Therapiefor- men, stellt die Implantation eines AUS eine erfolgversprechende Op- tion dar. Eine erst nach AUS-Im- plantation in Erscheinung tretende, initial unerkannte Dranginkonti- nenz kann zusätzlich die Patienten- zufriedenheit einschränken. Auch aus diesem Grund sollte unserer Meinung nach die präoperative Diagnostik eine UD beinhalten. Während uni- und multizentrische Studien den Einfluss präoperativer urodynamischer Parameter auf den Erfolg der chirurgischen Be- handlung der Belastungsinkonti- nenz untersucht haben, fehlen bis dato randomisierte kontrollierte Studien, die sich dieser Frage an- nehmen (9, 10). Bis dahin werden wir an unserem Algorithmus fest- halten. Zudem wäre eine Studie, welche die Behandlung mit Botox bei Patienten mit AUS und persis- tierender DO beziehungsweise re- duzierter funktioneller Blasenkapa- zität adressiert, interessant. Schlussfolgerungen Circa 25 Prozent der Patienten zur Implantation eines AUS weisen ei- ne DO und/oder reduzierte funk- tionelle Blasenkapazität auf. Auch wenn das Vorhandensein dieser beiden Blasendysfunktionen per se keine absoluten Kontraindikatio- nen für die Implantation eines künstlichen Schließmuskels darstel- len, sollten diese präoperativ diag- nostiziert und (anticholinerg) be- handelt werden. Andernfalls kann das gewünschte Kontinenzergeb- nis beeinträchtigt werden. Somit empfehlen wir vor AUS-Implantati- on die standardisierte Durchfüh- rung einer UD, um ein bestmögli- ches Ergebnis zu erreichen. Interessenkonflikt: Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt be- steht. Korrespondenzanschrift: Dr. Rana Tahbaz, FEBU Fachärztin für Urologie Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf Martinistraße 52, 20246 Hamburg E-Mail: rtahbaz@uke.de Übersichtsarbeit

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