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kontinenz-aktuell - Ausgabe 01-2015

kontinenz aktuell März/201524 sen aber auch in der Lage sein, die einfachen differentialdiagnosti- schen Schlüsse zu ziehen, um da- raus therapeutische Konsequenzen entwickeln zu können.“ Übergewicht und Adipositas sind Mitursache für Krankheiten wie Dia- betes, Krebs und Herz-Kreislauf-Lei- den – häufig vergessen würden sie aber als Risikofaktor für Harninkon- tinenz, mahnte Kongresspräsident Haferkamp. Mehrere Studien zeig- ten, dass das Risiko für das Auftre- ten einer Inkontinenz bei adipösen Frauen rund doppelt so hoch ist wie bei normalgewichtigen Frauen. In einer großen randomisierten pro- spektiven Studie an 338 inkontinen- ten Frauen wurden die Auswirkun- gen einer Änderung des Lebensstils untersucht. Das Ergebnis zeige, dass mit Ernährungsumstellung und Bewegung ein deutlicher Rückgang der Inkontinenzepisoden zu ver- zeichnen sei. „Die Folgeerkrankung Harninkontinenz kann durch Le- bensstilmodifikationen, die im We- sentlichen mit einer Gewichtsreduk- tion und vermehrter Bewegung einhergehen, in vielen Fällen erfolg- reich behandelt werden“, lautete das Fazit von Haferkamp. Die richtige Ernährung spiele auch eine große Rolle bei Patienten mit Mastdarmkrebs, die nach einer Operation mit Erhalt des Schließ- muskels mit Stuhlproblemen wie er- höhten Toilettengängen zu kämpfen haben. „Wir weisen unsere Patien- ten immer darauf hin, dass sich die Kontinenzfunktion im Laufe des ers- ten Jahres deutlich verbessern kann“, sagte Prof. Dr. Wolf Otto Bechstein, Direktor der Klinik für All- gemein- und Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Frankfurt. Mit Hinweisen zur Ernährung und der Gabe von Medikamenten zur Redu- zierung der Stuhlhäufigkeit sowie Beratung zur Analhygiene ließen sich die funktionellen Folgen der Mastdarmkrebsoperation lindern. Inkontinenz und Sexualität Der Beckenboden ist mit seinen all- täglichen Funktionen wie Harnkon- tinenz und Darmkontinenz als ent- scheidende Zone auch für das sexuelle Erleben relevant. Der nicht gewollte Verlust von Urin als gravierender Einschnitt für das Se- xualleben ist ein großes Problem für Frauen – auch jüngere Frauen, die nach Schwangerschaft an In- kontinenz leiden. Prof. Dr. Sven Becker, Direktor der Klinik für Frau- enheilkunde und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Frankfurt, weiß: „Diese Frauen haben natürlich auch Angst vor dem unwillkürli- chen Verlust von Urin während des Geschlechtsverkehrs, was un- weigerlich zu Vermeidungsstrate- gien führt.“ Inzwischen stehe eine Vielzahl von konservativen, phy- siotherapeutischen und medika- mentösen aber auch operativen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Ergänzende Weiterbildungsseminare und Ausstellung Im vergangenen Jahr startete die Fortbildung für Pflegeberufe und Assistenzpersonal erfolgreich im Rahmen des Kongresses. In die- sem Jahr wurde an dieses Konzept angeknüpft: Das Fachpersonal konnte sich über die verschiede- nen Formen der Harn- und Stuhlin- kontinenz bei Frau und Mann, de- ren Diagnose und Therapie, Hilfsmittelversorgung, Beckenbo- dentraining, Katheter- und Stoma- versorgung informieren sowie wei- terbilden. Mehr als 80 Pflegende nahmen das Angebot an. Der Arbeitskreis „Urologische Funktionsdiagnostik und Urologie der Frau“ beteiligte sich mit sei- nem 79. Fort- und Weiterbildungs- seminar am Kongress. Wie in den vergangenen Jahren auch ergänz- ten die Themen dort die wissen- schaftlichen Beiträge des Kongres- ses. Die gemeinsame und aufeinander abgestimmte Pro- grammgestaltung ermöglichte dem interessierten Fachpublikum, inter- disziplinäre und berufsgruppen- spezifische Aspekte der Diagnos- tik und Therapie der Blasen- und Mastdarmfunktion sowie des Be- ckenbodens kennenzulernen. Das wissenschaftliche Programm des Arbeitskreises wurde in fünf Blö- cken abgehalten. Die Themen um- fassten alle Bereiche der urologi- schen Funktionsdiagnostik und setzten sich ausführlich mit den urologischen Konsequenzen vieler neurologischer Erkrankungen aus- einander. Neben einem theoreti- schen und praktischen Part zur Urodynamik war der Schwerpunkt über Elektrostimulation und Elektro- modulation besonders. Daneben informierten rund 60 Aussteller in der über zwei Etagen gehenden Industrieausstellung das Fachpublikum. Einzelne Firmen hatten zudem Gelegenheit, in Sa- tellitensymposien Verfahren und Produkte näher zu erläutern. So ging es in diesen Symposien unter anderem um die inkontinenzasso- ziierte Dermatitis, die Sequenz- therapie der überaktiven Blase oder die Frage, ob Implantate in der Inkontinenz- und Prolaps-Chi- rurgie sinnvoll sind. Auch wurden neue medikamentöse Möglich- keiten bei der überaktiven Blase diskutiert. Abgerundet wurde der Kongress von einem Gesellschaftsabend, auf dem der Austausch auf infor- meller Ebene fortgesetzt werden konnte. Nadine Millich Gesellschaft aktuell Der nächste Kongress der Deutschen Kontinenz Gesell- schaft findet unter Federfüh- rung der Kongresspräsidentin- nen Prof. Dr. Ursula Peschers von der chirurgischen Klinik München-Bogenhausen und PD Dr. Ricarda M. Bauer vom Klinikum der Universität Mün- chen, Campus Großhadern, am 27. und 28. November in München statt.

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