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kontinenz-aktuell - Ausgabe 01-2015

kontinenz aktuell März/2015 7 Originalarbeit 81.000 Krankenschwestern über eine Harninkontinenz. Solche mit Diabetes mellitus Typ 2 hatten ein mit 1,28 statistisch signifikant hö- heres relatives Risiko, an einer Harninkontinenz zu erkranken. Mit zusätzlichen vaskulären Komplika- tionen zeigte sich das Risiko mehr als verdoppelt (RR = 2,26). In der „Wittener Diabeteserhebung“ wur- den erstmals systematisch Daten zu Harntraktbeschwerden („lower urinary tract symptoms“ – LUTS) von insgesamt 4.071 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und einem mittleren Alter von 67,4 Jahren so- wie einer mittleren Diabetes-Dauer von 8,8 Jahren in Deutschland do- kumentiert. 67,9 Prozent dieser Patienten gaben Harntraktbe- schwerden an (9, 10). Die Inzi- denz von Harntraktbeschwerden war bei einer eingetretenen Diabe- teskomplikation jeweils um rund 15 Prozent höher als ohne eine solche, bei Männern mit erektiler Dysfunktion war die Prävalenz von Harntraktbeschwerden besonders hoch. Insgesamt gaben 45,5 Pro- zent der Männer ohne ED und 77,4 Prozent der Männer mit ED Harntraktbeschwerden gegenüber 70,4 Prozent der Typ-2-Diabetike- rinnen an. Damit lag die Häufig- keit der LUTS bei Männern mit ED noch über jener der Frauen. Die Unterschiede waren jeweils signifi- kant (Abb. 1, 10). Die Querverbindungen zwischen dem metabolischen Syndrom und sexuellen Funktionsstörungen sind dabei in vielerlei Hinsicht denk- bar. So können toxische Effekte des gestörten Stoffwechsels, die veränderte Durchblutung bei der Arteriosklerose, eine Hormonim- balanz oder eine neurogene Stö- rung verantwortlich für Störungen der Sexualität bei Mann und Frau sein. Sexuelle Funktionsstörungen des Mannes werden in Appetenzstö- rungen (Libidoverlust), Erektions- störungen (Erektile Dysfunktion, Priapismus) und Orgasmusstörun- gen (Ejaculatio präcox, Ejaculatio tarda) eingeteilt. Die Sexualstö- rungen der Frau werden in Libi- dostörungen (arousal disorder) und Penetrations- beziehungswei- se Lubrikationsstörungen (penetra- tion disorder, genitopelvic pain) unterteilt. Die folgende Literatur- übersicht stellt den Versuch dar, den bisherigen Kenntnisstand zu ordnen und systematisch darzustel- len. Ihr liegt eine EDV-gestützte Li- teraturrecherche der vergangenen zehn Jahre (2005–2015) zugrun- de (Tab. 3). Es wurde nach den jeweiligen Sexualstörungen per Stichwort in Kombination mit „Dia- betes“ gesucht, da eine Kombinati- on mit „metabolic syndrome“ ent- weder nicht zielführend war oder beide Stichworte angegeben wa- ren. Relevante Artikel werden in der vorliegenden Arbeit zitiert und besprochen, die übrigen wurden aus verschiedenen Gründen (unter anderem keine Relevanz, Kasuisti- ken, molekularbiologische Grund- lagenforschung, Tierversuche) von der Betrachtung ausgeschlossen. Erektile Dysfunktion (ED) Unter ED wird nach der Definition des National Institutes of Health aus dem Jahr 1992 die Unfähig- keit verstanden, eine für einen zufriedenstellenden Geschlechts- verkehr ausreichende Erektion auf- zubauen und/oder zu halten (http://consensus.nih.gov/1992/ 1992impotence091html.htm). Sie tritt altersabhängig auf. Die Präva- Abb. 1: LUTS bei 4.071 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 0 % 70,4 % 65,5 % 45,5 % alle Frauen alle Männer Männer ohne ED Männer mit ED p < 0,0001 p < 0,0001 p < 0,0001 77,4 % Tab. 3: Suchstrategie (medline)* Sexualstörungen des Mannes Sexualstörungen der Frau Stichwort erectile dysfunction priapism premature ejaculation delayed ejaculation hypoactive sexual desire femal sexual dysfunction arousal disorder penetration disorder genitopelvic pain Trefferzahl in medline 1.318 13 35 7 7 262 96 0 0 genutzt 28 0 4 1 1 22 0 0 0 * Stichworte jeweils mit der Verknüpfung zu „Diabetes“; genutzte Artikel sind dem Literaturver- zeichnis zu entnehmen kontinenz aktuell März/20157

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