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kontinenz-aktuell - Ausgabe 01-2015

kontinenz aktuell März/2015 27 nocturna zu geben. Denn diese habe keine psychischen Ursachen und könne erfolgreich behandelt werden. Der leitende Oberarzt der Gynä- kologie und gynäkologischen On- kologie am Universitätsklinikum, Dr. Thomas Heinrich, beschrieb Senkungsbeschwerden bei Frauen und welche Therapien für eine Lin- derung der Beschwerden zur Ver- fügung stehen. So gebe es unter- schiedliche Ausprägungsgrade von partiellem Prolaps bis hin zu Totalprolaps mit hervorgetretenen Beckenorganen wie Blase, Darm oder Gebärmutter bis vor die Scheidenöffnung. Das klassische Beckenbodentrai- ning biete sich als prophylaktische Methode genauso an wie Ge- wichtskonen, Elektrostimulations- oder Biofeedback-Geräte. Sei eine Senkung oder ein Vorfall von Or- ganen bereits eingetreten, stünden konservative oder auch operative Maßnahmen zur Verfügung, die sich an dem Ausprägungsgrad der Senkung, der Symptomatik und dem Leidensdruck orientierten. Im Falle einer operativen Therapie gelte der Grundsatz einer defekt- orientierten Rekonstruktion. „Das jeweilige Operationsverfahren richtet sich danach, welches Or- gan vorgefallen ist und nach dem Ausmaß der Senkung beziehungs- weise des Vorfalls“, sagte Hein- rich. Verfahren zur Beckenboden- rekonstruktion seien beispielsweise die hintere Fixierung der Scheide oder des Scheidenstumpfes an ei- nem Band oder die laparoskopi- sche Hysterektomie. Bevor allerdings eine operative Therapie in Betracht gezogen wer- de, sollten die konservativen Me- thoden wie Physio-, Pessartherapie oder Östrogenisierung ausge- schöpft werden. Ergänzend eigne- ten sich auch Pilates, Yoga, Schwimmen oder Nordic Walking. Dr. Nils Habbe von der Allgemein- und Viszeralchirurgie des Uniklini- kums widmete sich dem Themen- komplex Stuhlinkontinenz. Er beton- te, wie entscheidend die richtige und eingehende Diagnosestellung für die Auswahl des richtigen Ver- fahrens sei. Bereits die Kombinati- on aus Patientenschulung, Biofeed- back sowie medikamentöser Regulation des Stuhlgangs und der Qualität könne in vielen Fällen zum Erfolg führen. Konservative Thera- pien könnten damit Erfolgsraten von über 50 Prozent verbuchen. Sollte eine operative Methode je- doch unumgänglich sein, böten sich anteriore Levatorplastiken zum Straffen und Raffen, sakrale Ner- venstimulationen, die eine extrem hohe Patientenzufriedenheit ver- zeichnen könnten, oder ein künstli- cher Sphinkter an. Der Volkskrankheit Harninkontinenz widmete sich abschließend Kon- gresspräsident Haferkamp. Mit ei- nem unwillkürlichen Harnabgang hätten Patienten jeden Alters zu kämpfen. Rund 25 Prozent der Frauen wiesen eine Form der Har- ninkontinenz auf, bei Männern sei es etwas weniger. Zur Basisdiag- nostik gehörten unter anderem die Ermittlung des Urinstatus, Ultra- schalluntersuchungen von Nieren und Blase sowie Trink- und Miktions- protokolle. Die weitergehende Di- agnostik befasse sich mit Videouro- dynamik, Röntgenuntersuchungen, Blasenspiegelungen und der vagi- nalen Einstellung oder Prostataab- klärung. Im Falle einer Belastungsin- kontinenz seien vaginale Bänder als operative Therapie geeignet. Sie versprächen Kontinenzraten von rund 80 Prozent fünf Jahre nach dem Eingriff. Für Männer bö- ten sich adjustierbare Schlingenver- fahren an, die immerhin eine Konti- nenzrate von 60 bis 70 Prozent aufwiesen. Die höchste Kontinenz- rate weise der artefizielle Sphinkter, also der künstliche Schließmuskel, mit bis zu 85 Prozent auf. Aller- dings bestehe dieser aus Kunststoff, was bei einem Drittel der Patienten Folgeoperationen erfordere. Im Falle einer Harndranginkonti- nenz gebe es eine dreiphasige Stufentherapie: In einem ersten Schritt würden Anticholinerika oder beta-Sympathikominetika mit deutlich weniger Nebenwirkungen zur Ruhigstellung der Blase einge- setzt. Eine Injektion von Botulinum- toxin in die Blase sei in Stufe 2 Methode der Wahl. Allerdings sei die Spritze regelmäßig, in einem dreiviertel-jährlichen Turnus, nötig. Erst, wenn diese Methoden nicht helfen, würde die sakrale Neuro- modulation eingesetzt, also eine Art Blasenschrittmacher. Im Anschluss an die Fachreferate hatten die Gäste rund eine Stunde Zeit, im Rahmen eines „Round Ta- ble“ ihre individuellen Fragen zu stellen. Diese Gelegenheit wurde wie in den vergangenen Jahren wieder rege genutzt. Nadine Millich Gesellschaft aktuell Idyllisch am Mainufer gelegen: das Klinikum der Johann Wolfgang Goethe- Universität, Veranstaltungsort des Patientenforums kontinenz aktuell März/201527

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