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kontinenz-aktuell - Ausgabe 03-2014

kontinenz aktuell November/201412 Arzneimittelbezogene Probleme (ABP) zählen auch in Deutschland zu den häufigsten Erkrankungsur- sachen pflegebedürftiger Senioren – vor allem in stationären Alten- heimeinrichtungen. In Altenheimen mit 100 Heimbewohnern entste- hen jeden Monat durchschnittlich etwa acht UAE, wie Magenbluten, Stürze, Verwirrtheit oder Inkonti- nenz. Davon sind 66 Prozent po- tenziell vermeid- oder verminder- bar (7). Darüber hinaus entstehen in Alteneinrichtungen monatlich mehrere 100 ABP, beispielsweise im Bereich der Dokumentation, der Arzneimittelanwendung oder des Bereitstellens von Medikamenten, die nicht direkt zu einer Patienten- schädigung führen. In Untersu- chungen zeigte sich (5), dass die Schwerpunkte der patientenschä- digenden Fehlerursachen zwar in der Verordnung und der Therapie- beobachtung zu finden sind, diese jedoch vom organisatorischen Ge- schehen des gesamten Medikati- onsprozesses maßgeblich beein- flusst werden. Die Zielstellung des zweijährigen Projektes war es nun, nachzuwei- sen, dass mittels standardisierter Anwendung gezielter, berufsgrup- penübergreifender Qualitätssiche- rungs- und Risikomanagementme- thoden eine kontinuierliche Verbes- serung der Arzneimittelversor- gungs- und der Pharmakotherapie- qualität erreicht werden kann. Da- bei standen bei der Untersuchung folgende Zielstellungen im Vorder- grund: die Rate vermeidbarer, arz- neimittelassoziierter Stürze und die Medikationsfehlerrate (Doku- mentation, Anwendung, Dispen- sieren, Lagerung) um durchschnitt- lich etwa 30 Prozent bis 50 Pro- zent zu senken. Methodik Es wurden elf heimversorgende Apotheken und ihre elf stationären Alteneinrichtungen für insgesamt 1.125 Heimbewohner im Kam- mergebiet Nordrhein ausgewählt. Von den 1.125 Heimbewohnern gaben 723 (64 %) ihr Einverständ- nis, an der Studie teilzunehmen. Durchschnittlich versorgten 15,5 Hausärzte und 12,5 Fachärzte ei- ne Einrichtung. Die Benachrichti- gung der Haus- und Fachärzte so- wie die Teilnahme an der Versor- gungsstudie erfolgten über die An- sprache der stationären Altenein- richtung. Die Implementierung ei- nes Risikomanagementsystems be- dingte eine Anpassung der Struktu- ren und der Prozessqualität mit ei- nem nachfolgenden Optimierungs- zyklus in den elf stationären Alten- einrichtungen. Ein Optimierungszyklus (OZ, Abb. 1) beinhaltet regelmäßig wieder- kehrende, standardisierte geria- trisch-pharmazeutische Methoden zur Erfassung, Beurteilung und Ver- besserung einrichtungsbezogener (eb) und bewohnerbezogener (bb) pharmakotherapeutischer Pro- blemstellungen (hier unter ande- rem Instabilität, Stürze, Kognitions- störungen). Die gesamte Prozess- steuerung ist EDV-unterstützt und der Ablauf den Vorgaben des Qualitäts- und Risikomanagements angepasst. Ergebnisse Besondere Beachtung der schwe- rer wiegenden ABP in den Medi- kationsbereichen der Arzneimittel- anwendung und des Dispensie- rens wurden in neun Einrichtungen nach zwei Optimierungszyklen ge- funden. Hier war in allen Einrich- tungen eine Reduktion der ABP von bis zu 60,1 Prozent in der Arzneimittelanwendung und von rund 50 Prozent im Bereich der Dispensierfehler zu verzeichnen (Abb. 2). Allerdings stieg in einem Prozessbereich (Dokumentation) die Anzahl der ABP um 11,5 Pro- zent an. Vier Einrichtungen und Apotheken hatten zum Zeitpunkt der Auswer- tungen drei Optimierungszyklen abgeschlossen. Hier sank die ABP- Rate um insgesamt 46,9 Prozent. Das Schwergewicht der Qualitäts- verbesserungen legten diese Ein- richtungen und Apotheken dabei auf die Medikationsprozessberei- che Dispensieren, Lagerung sowie Dokumentation/Kommunikation (Abb. 3). Stürze und Gangstörungen bei hochbetagten Altenheimbewohnern stehen häufig in Zusammenhang mit Risikokonstellationen der Phar- makotherapie. Oft spielen zahlrei- Abb. 1: Prozesselemente des Risikomanagements Übersichtsarbeit

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