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kontinenz-aktuell - Ausgabe 03-2014

kontinenz aktuell November/2014 33 Editorial Die 18. Bamberger Gesprä- che der Deutschen Kontinenz Ge- sellschaft waren wieder ein großer Erfolg. Siehe dazu auch den Be- richt in dieser Ausgabe ab Seite 20. Bereits in der Tagungseinfüh- rung durch PD Dr. Andreas Wiede- mann wurde aufgezeigt, dass Harn- inkontinenz häufig nur ein Teil der vorliegenden Multimorbidität ist und so in diesem Zusammenhang gesehen werden muss. Aufgrund des demografischen Wandels wer- den wir jetzt und in Zukunft mit ei- ner steigenden Zahl multimorbider älterer Patienten zu tun haben. Be- deutet dies, dass der Facharzt auch geriatrischer Allgemeinmedi- ziner sein muss? Nein, aber er muss die vorhandene geriatrische Problematik beim betroffenen Pa- tienten erkennen und bei Bedarf in- terdisziplinär abklären und behan- deln. Dazu gehört sicherlich auch für den Facharzt eine geriatrische Fortbildung. Die Gesundheitspoli- tik wird hier bald auch für den am- bulanten Bereich Ablaufregeln for- dern. In Nordrhein-Westfalen muss bereits jetzt jede Krankenhausauf- nahme ab 70 Jahre einem geriatri- schen Screening unterworfen wer- den. Im weiteren Vortrag über Obstipa- tion und Harninkontinenz wurde die Komplexität der Symptome/ Krankheiten Obstipation, Stuhlin- kontinenz und Dranginkontinenz deutlich. Nicht nur Multimorbidi- tät, soziale und psychische Fakto- ren bilden beim älteren Patienten ein komplexes Problem, sondern auch Krankheitszusammenhänge und physiologische Altersverände- rungen sind zu beachten. Leitlini- en, die meistens von Fachgesell- schaften erstellt werden, sind zu hinterfragen und können oft für die Probleme beim älteren multimorbi- den Patienten keine Handlungsan- leitung sein. Beispielhaft sei die letztes Jahr publizierte Leitlinie Chronische Obstipation angeführt, die die Komplikationen Stuhlinkon- tinenz und Dranginkontinenz trotz vorhandener Literatur weglässt (Leitlinie Chronische Obstipation 2013). Portugiesische Forscher ha- ben 100 gastroenterologische Leit- linien auf ihre Qualität untersucht (Malhwiro R et al., Endoscopy; Doi:10.1055/s-0034– 1365394). Bei dieser sorgfältigen Überprü- fung der Qualität von gastroente- rologischen Leitlinien stellte sich heraus, dass viele von Fachgesell- schaften veröffentlichte Leitlinien wesentliche Lücken aufweisen. Die deutsche Leitlinie Chronische Obs- tipation befindet sich also in guter Gesellschaft. Für den behandelnden Arzt bedeu- tet dies, den betroffenen Patienten in seiner Komplexität zu diagnosti- zieren und individuell zu behan- deln. Leitlinien, wie hier am Bei- spiel der Obstipation, können in- formieren, dürfen aber nicht beim multimorbiden Patienten zum ein- zigen Handlungskonzept werden. Im Übrigen existiert bisher auch keine Leitlinie, die als Schwerpunkt die Multimorbidität beinhaltet. In- dividuelles ärztliches Handeln ist gefragt. Dies muss aber durch Fortbildung in geriatrischen Fra- gen unterstützt werden. Konzepte auch für Fachärzte sind gefragt. Prof. Dr. Ingo Füsgen Inkontinenz komplex und individuell Prof. Dr. Ingo Füsgen, Ehrenmitglied und Mitglied des Expertenrates der Deutschen Kontinenz Gesellschaft, Lehrstuhl für Geriatrie der Universität Witten/Herdecke, Geriatrie, Marienhospital Bottrop

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