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kontinenz-aktuell - Ausgabe 03-2014

kontinenz aktuell November/201422 • Training der zentralen und de- zentralen neuronalen Steuerung mit EMG-getriggeter Stimulation. „Die Drei-Ziele-Behandlung ist effek- tiver als alleiniges Biofeedback bei analer Inkontinenz“, betonte Schwandner und verwies dabei auf eigene Studienergebnisse. Auch die sakrale Nervenstimulation als minimalinvasives Verfahren sei ein gutes evidenzbasiertes Verfahren mit hohen Erfolgsquoten. Allerdings wendeten Chirurgen immer noch primär klassische OP-Verfahren wie Rekonstruktion oder Stoma an. PD Dr. Kai Wohlfarth, Direktor der Klinik für Neurologie der BG-Klini- ken Bergmannstrost in Halle an der Saale, widmete sich dem Thema Anticholinergika und Demenz. Er plädierte eindringlich, die Arznei- mitteltherapie sicherer zu gestal- ten. Denn von unerwünschten Arz- neimittelwirkungen seien beson- ders ältere Menschen und Kinder betroffen. Eine Pharmakovigilanz, die fortlaufend und systemisch die Sicherheit eines Arzneimittels über- wache, sei deshalb erforderlich. Nur so könnten unerwünschte Wir- kungen entdeckt, beurteilt und ver- standen werden, um entsprechen- de Maßnahmen zur Risikominimie- rung ergreifen zu können. Nicht zuletzt sei schließlich eine der Ur- sachen von Demenz auch medika- menteninduziert. Studienergebnis- se zeigten, dass bestimmte Medi- kamente bei Patienten mit einer De- menz das anticholinerge Defizit er- höhten und damit das klinische Bild beeinflussen können. Pharmaka mit einer anticholinergen Potenz seien daher für diese Patientengruppe als tendenziell inadäquat einzu- schätzen und zu vermeiden. So könne selbst Grapefruitsaft uner- wünschte Arzneimittelwirkungen wie Obstipation oder kognitive Veränderungen bei gleichzeitiger Verordnung von Anticholinergika für die überaktive Blase aus der Reihe der tertiären Amine, zu de- nen alle Pharmaka außer Trospium- chlorid gehören, verstärken. Trospi- umchlorid ist hiervon – weil nicht über das hierfür verantwortliche Zytochromsystem abgebaut – nicht betroffen. Blasenstörungen können zudem auch von Antidepressiva, Benzodiazepinen oder Sedativa hervorgerufen werden. „Das alles müssen Neurologen bedenken, wenn sie Medikamente verschrei- ben. Darüber müssen aber auch Patienten aufgeklärt werden“, mahnte Wohlfarth. „Bei betagten Patienten ist alles anders, die Diagnosestellung schwieriger. Da muss man schon mal um die Ecke denken und den Patienten in seiner individuellen Komplexität wahrnehmen“, ver- deutlichte auch Prof Dr. Hans Jür- gen Heppner, Chefarzt der Geria- trischen Klinik und Tagesklinik des Helios Klinikum Schwelm und Lehr- stuhlinhaber für Geriatrie an der Universität Witten/Herdecke. Er referierte über Harnwegsinfektio- nen und Urosepsis beim alten Menschen. Es sei wie bei einer Partie Schach: Man denke, man entscheide über den ersten Zug, dabei entscheide man bereits die ganze Partie. Über fünf Millionen Menschen hierzulande seien von Urininkontinenz betroffen. Jedoch seien nur rund 15 Prozent auch in Behandlung. Die Urosepsis sei mittlerweile für Intensivmediziner die dritthäufigste Todesursache ih- rer Patienten – Tendenz steigend, nicht zuletzt aufgrund steigender Zahlen älterer Patienten. Pro Stun- de Verzögerung der antibiotischen Therapie steige das Mortalitätsrisi- ko um 7,6 Prozent. E. coli bei- spielsweise sei einer der häufigs- ten Erreger einer septischen Arthri- tis. Ein Blick auf die Mikroperfora- tion an der Kniescheibe bringe in diesem Fall schnell Klarheit, so der Tipp des Chefarztes. Der abschließende Dank von PD Dr. Wiedemann galt nicht nur der Veranstaltungsorganisation, son- dern auch der Geschäftsführerin der Deutschen Kontinenz Gesell- schaft, Isabelle Braun. Dennoch schloss der Privatdozent mit einem Appell: Die Urologie stehe vor ei- ner berufspolitischen Chance. Da- für müssten sie urologische Thera- pien verbreiten und an die geriatri- schen Herausforderungen anpas- sen. Gleichzeitig müssten die Me- diziner aber auch von anderen Fachbereichen lernen. Das bedeu- te beispielsweise auch, geriatri- sche Assessments in die Urologie hineinzutragen. Nadine Millich Mit wieder mehr als 150 Teilnehmern war der Veranstaltungssaal wie in den vergangenen Jahren bis auf den letzten Platz gefüllt. Von der Akademie der Deutschen Urologen wurden fünf CME-Punkte anerkannt. Großzügig unterstützt wurden die Gespräche wieder von der Firma Dr. R. Pfleger aus Bamberg. Sie boten auch in diesem Jahr erneut ein Forum für interdisziplinäre Diskussionen und setzten Impulse für die tägliche Arbeit der einzelnen Fachärzte. Gesellschaft aktuell

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