Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

kontinenz-aktuell - Ausgabe 03-2014

kontinenz aktuell November/201418 Übersichtsarbeit (American Gastroenterological 2013, Potter 2005). Auch bei einer Krankenhausauf- nahme haben häufig Ältere das Krankheitsbild der chronischen Obstipation (Abb. 1). In einer eng- lischen Untersuchung an 162 Krankenhäusern fand sich zwar in allen Altersgruppen die Diagnose Obstipation, aber die über 65-Jäh- rigen bildeten die größte Gruppe. 80 Prozent dieser älteren obsti- pierten Patienten kamen als Not- fälle in die Notfall-Aufnahme (Fos- ter 2011). Warum sind Ältere häufiger von chronischer Obstipation betroffen? Vermutlich handelt es sich dabei um ein sehr komplexes Problem, bei dem mehrere Faktoren gleichzeitig Bedeutung haben (Tab. 2). Die meisten Einflussfaktoren gelten auch für die Dranginkontinenz und im Zu- sammenhang mit der chronischen Obstipation auch für die Stuhlinkon- tinenz. In der Leitlinie Chronische Obstipation wird besonders auf die häufige Einnahme von Medikamen- ten wie Diuretika und Schmerzmit- tel, neurologische Erkrankungen, Funktionsänderungen und Bettläge- rigkeit hingewiesen. Ältere Patienten leiden häufig unter einer Multimorbidität, die eine Poly- medikation nach sich zieht. Als Ur- sache für die chronische Obstipati- on ist in vielen Fällen die anticholi- nerge Serumaktivität bestimmter Pharmagruppen verantwortlich (WHEW 2008). Die anticholinerge Serumaktivität würde mit ihrer peri- pheren Wirkung die chronische Obstipation verursachen. Aber auch ihre zentrale Wirkung mit Be- einflussung der cerebralen Hem- mung dürfte eine Rolle spielen (Tab. 3). Dabei ist häufig die anticholiner- ge Nebenwirkung das Ergebnis ei- ner Kumulation anticholinerger Se- rumaktivitäten bei Polymedikation und seltener das Ergebnis einer ein- zelnen Verordnung (Tune 2001). Koprostase und Stuhlinkontinenz Chronische Obstipation ist auch der häufigste Grund für eine Stuh- linkontinenz (Potter 2005), was wir in unseren Untersuchungen im Altenheimbereich auch bestätigen konnten. 26 Prozent der Bewohner waren sowohl obstipiert als auch manchmal stuhlinkontinent, vermut- lich auf der Basis einer Koprosta- se. Bei der Stuhlinkontinenz han- delt es sich immer noch um ein be- sonderes Tabuthema. Während es zum Beispiel Expertenstandards in der Pflege zur Harninkontinenz gibt, fehlen bisher entsprechende Aussagen zur Stuhlinkontinenz. Dabei liegt die Prävalenz der Stuh- linkontinenz in der Gesamtbevöl- kerung zwischen 0,5 Prozent und 16,8 Prozent jeweils nach Untersu- chung. Ähnlich wie bei der Harn- inkontinenz handelt es sich hier um ein altersabhängiges Problem. Bei geriatrischen Patienten ist der Anstieg der Stuhlinkontinenzraten mit 10,3 Prozent bis 33 Prozent je- weils nach Untersuchung gerade- zu dramatisch. Obwohl die Stuhl- inkontinenz an sich keinen lebens- bedrohlichen Zustand darstellt, geht sie mit schwersten psychoso- zialen Belastungen einher, die bei anderen benignen Krankheitsbil- dern selten so ausgeprägt sind. Sie ist stark mit Hilfsbedürftigkeit, Hospitalisierung und erhöhten Mortalitätsraten assoziiert und macht einen bedeutenden Anteil der Kosten im Gesundheitswesen für Ältere aus. In internationalen Untersuchungen sind Frauen zwei- bis viermal häufiger von der Pro- blematik betroffen als Männer (Peppas 2008). Dranginkontinenz und chronische Obstipation Nach neueren Untersuchungen ist die überaktive Blase (Dranginkonti- nenz) im Zusammenhang mit der chronischen Obstipation bezie- hungsweise Stuhlinkontinenz das führende Symptom (Coyne 2011). Zahlreiche Literaturhinweise sowie die Erfahrungen in der täglichen Tab. 2: Spezielle Einflussfaktoren auf das Entstehen einer chronischen Obstipation beim älteren Menschen • physiologische Altersveränderungen • altersabhängige Krankheitsbilder • Multimorbidität • Polymedikation • veränderte Ernährungsgewohnheiten • eingeschränkte Funktionalität/Pflegebedürftigkeit • Umgebungseinflüsse Tab. 3: Arzneistoffe mit anticholinerger Wirkung (nach Trunheim 1998, Burkhardt 2007, 2010, Thürmann 2009) • Analgetika • Parkinsonmedikation • Anticholinergika • Antieleptika • Antidepressiva • Antihistaminika • Benzodiazepine • Antiarrhythmika • Digitalisglykoside • Ca-Antagonisten • H2-Blocker • Betablocker • Kortikosteroide • Diuretika • Lithium • Antibiotika • Neuroleptika • Theophyllin

Seitenübersicht