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kontinenz-aktuell - Ausgabe 03-2014

kontinenz aktuell November/201420 18. Bamberger Gespräche Symptomkomplex überaktive Blase An eine ganzheitliche Betrach- tungsweise der Harninkontinenz appellierte PD. Dr. Andreas Wie- demann, wissenschaftlicher Leiter der Bamberger Gespräche, Chef- arzt der Urologischen Klinik der Evangelischen Krankenhaus Witten gGmbH im Diakoniewerk Ruhr und Mitglied des Lehrstuhls für Geriatrie der Universität Witten/Herdecke. Urologen, Neurologen, Hausärzte und andere Fachärzte dürften nicht „nebenher therapieren“, sondern müssten das „Konglomerat“ der einzelnen Beschwerden insbeson- dere bei älteren, multimorbiden Pa- tienten berücksichtigen. „Inkonti- nenz muss als Paket begriffen wer- den“, verdeutlichte Wiedemann und forderte eine uro-geriatrische und gerontopharmakologische Sichtweise in der Urologie. Diuretika gegen Herzinsuffizienz beispielsweise wirkten sich auf das Symptom der Polyurie aus. Auch die Behandlung eines Diabetes ha- be direkte Effekte auf die Konti- nenz. Die verschiedenen Medika- menteninteraktionen müssten also entsprechend berücksichtigt und die Medikamente der Facharztkol- legen mit ihren Wechselwirkungen bedacht werden. „Es gibt einen sensiblen Zusammenhang von In- kontinenz mit Diuretika, neuropsy- chiatrischen, Herz-Kreislauf-Medi- kamenten oder Cholinesterase- Hemmern“, so Wiedemann. Be- sonders ältere Patienten müssten deshalb auch nach ihrem Gefähr- dungspotenzial anticholinerger Nebenwirkungen behandelt wer- den. So gebe es beispielsweise Studienergebnisse, die belegten, dass Patienten mit einer überakti- ven Blase häufiger stürzten. „Hoch- betagte können nicht so behandelt werden wie jüngere Patienten“, betonte Wiedemann. Von beson- derer Relevanz sei deshalb die so- genannte PRISCUS-Liste. Dort sind alle potenziell inadäquaten Medi- kamente für ältere Menschen zu- sammengefasst. Alarmierend sei jedoch, dass Urologen die Medi- kamente aus der Liste häufig und Neurologen sogar jedem zweiten Patienten über 65 Jahre verordne- ten. Einer Studie der Barmer GEK zufolge erhielten ältere Patienten eher kostengünstigere Medikamen- te und diese stünden eben häufiger auf der Liste. Junge Patienten bekä- men hingegen eher teure Medika- mente. Dr. Franz Raulf, Schatzmeister der Deutschen Kontinenz Gesellschaft sowie Proktologe am End- und Dickdarmzentrum Münster, betonte in seinem Grußwort der Dt. Konti- nenzgesellschaft indes jene Teilbe- reiche der überaktiven Blase, die im klinischen Alltag oft zu kurz kä- men. So sei das hintere Komparti- ment des Beckenbodens mit seinen Funktionsstörungen auch für Urolo- gen bei der Diagnose einer über- aktiven Blase zu bedenken. Ein ebenfalls zu selten diskutiertes Thema stellte Prof. Dr. Herbert Sperling vor: Sexualität und Hor- monwirkung im Alter. Der Chefarzt der Klinik für Urologie von der Kli- niken Maria Hilf GmbH in Möchen- gladbach betonte, dass unter der hormonellen Umstellung im Alter Männer fast genauso stark litten wie Frauen. Der beim Mann soge- nannte LOH, Late Onset Hypogo- nadism beziehungsweise Altershy- pogonadismus, sei kein Lifestyle- Problem, sondern eine ernstzuneh- mende Erkrankung. Dies zeigten nicht zuletzt die vielen mit einem Testosteron-Mangelsyndrom assozi- ierten Komorbiditäten. Symptome, die einen Mann am häufigsten zum Arzt führten, seien sexuelle Funkti- onsstörungen oder das Nachlassen der sexuellen Lust. Hieraus könne sich eine erektile Dysfunktion (ED) ergeben, die sich als Vorbote einer systemischen Gefäßerkrankung ent- puppe. Denn: Penile Arterien und Gefäße seien als erstes geschä- OAB, Obstipation und mehr … – so lautete das Motto der 18. Bamberger Gespräche Anfang September in Oberfranken. Urologen, Frauenärzte, Internisten, Allgemeinmediziner und Geriater diskutierten auf der traditionellen Veranstaltungsreihe der Deutschen Kontinenz Gesellschaft über Polymedikation und kognitive Veränderungen im Alter sowie die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Therapie der überaktiven Blase. Sexualität und Hor- monwirkung im Alter sowie Obstipation und Stuhlinkontinenz waren weitere Themen, die verdeutlichten: eine ganzheitliche und uro-geriatrische Sicht auf den Patienten wird immer wichtiger. Gesellschaft aktuell

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